Barkeeper-Porträt-7-Eric-Bergmann THE DUKE

Barkeeper Porträt #7: Eric Bergmann

Wir haben wirklich schon über die unterschiedlichsten Wege geschrieben, auf denen Barkeeper zu ihren Jobs gekommen sind, aber die Geschichte von Eric Bergmann wirkt auf den ersten Blick schon fast unglaubwürdig. Vom Deutschen Yo-Yo Meister zur eigenen Bar – was erstmal zu skeptischen und fragenden Gesichtern führt, macht beim genaueren Betrachten schon fast wieder Sinn. Aber das lassen wir Eric am besten selbst erzählen. Fest steht: das Jigger & Spoon in Stuttgart wurde nicht nur von einem ausgezeichneten Barkeeper, sondern auch von einem sehr liebenswerten Menschen zum Leben erweckt.


Es gibt ja Bars oder vor allem Clubs, die für ihre “harte Tür” bekannt sind und folglich nicht jeder am Türsteher vorbei kommt. Wenn Eric Bergmann die Türe zum Jigger & Spoon schließt, dann kommt garantiert niemand mehr in seine Bar. Und das ganz ohne Türsteher, denn die Türe hat ursprünglich die Tresorräume einer Bank verschlossen. Allein das verrät schon die Exklusivität der Location, die sich unauffällig im Keller eines Bürokomplexes in der Neuen Vorstadt Stuttgarts befindet. Haben sie den Eingang gefunden, müssen die Gäste erstmal beim “Bankhaus Jigger & Spoon” klingeln. Nachdem sich die Eingangstür geöffnet hat, gelangt man per Aufzug in die stilvoll eingerichteten Räumlichkeiten, die mit einer beachtlichen Backbar und gemütlichem Ambiente zum entspannten Verweilen einladen. Mit einem breiten Grinsen empfängt uns Eric und es beginnt ein langes, sympatisches und vor allem lustiges Gespräch…

THE DUKE Destillerie: Lieber Eric, Du bist Inhaber von dieser fantastischen Bar, hast ein Getränke Catering, bist IHK Barmeister, 2. Vorsitzender der Deutschen Barkeeper-Union e.V. Sektion Baden-Württemberg und Mixology Award Gewinner 2019 (Neue Bar des Jahres). Nebenbei moderierst Du die Yo-Yo Europa- und Weltmeisterschaften und warst bis letztes Jahr zusätzlich 1. Vorsitzender der GYYA (German Yo-Yo Association e.V.). Ähm… bitte erzähl uns mal, wie Du das alles unter einen Hut bringst und vor allem wie es dazu kam!

Eric Bergmann: Ich komme ursprünglich aus Ravensburg und habe mit 16 – wirklich durch einen Zufall und, wenn man ehrlich ist, auch relativ spät – angefangen Yo-Yo zu spielen. Ich war in einem Drachenladen, in dem es diverse Gadgets, Jonglier-Utensilien usw. gab und dort war ein Yo-Yo-Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem man sich, wenn man bestimmte Tricks drauf hatte, etwas dazuverdienen konnte. Das war für mich ausschlaggebend mir die diversen Tricks beizubringen. Den ersten regionalen Wettbewerb, an dem ich teilgenommen habe – die Süddeutsche Yo-Yo-Meisterschaft – habe ich auch direkt gewonnen. Ich bin dann auch zur Deutschen Meisterschaft gefahren und so nach und nach in die Szene reingewachsen. Und so habe ich angefangen mit Yo-Yo mein Geld zu verdienen. Drei Jahre später habe ich die Deutsche Yo-Yo Meisterschaft gewonnen und dann ging es International.

Dass Du am Yo-Yo ein Genie bist, haben wir schon öfter gesehen, aber wo ist die Verbindung zur Barwelt?

Nach dem Abi habe ich bei einem Sportspielzeughersteller im Sales gearbeitet und war deshalb weltweit unterwegs. Dadurch bin ich zum Flaschenwerfen (Anm. d. Red.: Flair-Bartending) gekommen, eine Kunst, die zu der Zeit in Deutschland auch noch gar nicht wirklich bekannt, geschweige denn ein Trend war.

Mit 22 habe ich begonnen Informatik zu studieren und nebenbei in einer Studentenkneipe gearbeitet. (Anm. d. Red.: wer Eric kennt, weiß, dass er nie ohne einen “Überlebens-Koffer” reist und immer sämtliche Gadgets wie z.B. Ladekabel, die man eventuell brauchen könnte, dabei hat – oftmals in mehreren Farben und Ausführungen)

Auf meinem 1. Flairbartending-Wettbewerb in der Schweiz habe ich Anna und Matthias Knorr kennengelernt (Anm. d. Red.: Gründer der Barschule München – siehe Barkeeper Porträt #6) und Blut geleckt. Ich habe meine Fähigkeiten ausgebaut und das Ganze dann professionell mit Feuer spucken und Flaschen werfen in Cocktailbars und Clubs betrieben. So bin ich auch nach und nach in die Mixologen-Szene gerutscht und habe mich mehr und mehr mit Spirituosen, Gläsern, Eis, etc. auseinandergesetzt.

2012 gründete ich ein Getränke-Catering und war damit viel unterwegs. Parallel bekam ich die Möglichkeit, ein eigenes Barkonzept umzusetzen – Die Bar Bergmann – welches sehr erfolgreich lief. Hier gab es allerdings keine langfristige Möglichkeit, da geplant war das Gebäude abzureißen und so musste ich 2014 schließen und war seitdem auf der Suche nach einer passenden Location. Und eines Tages kam Mark Tzschoppe, ein ehemaliger Stammgast von mir, mittlerweile mein Geschäftspartner, mit der Location der Tresorräume einer ehemaligen Bank ums Eck. Zusammen mit Uwe Heine haben wir das Projekt umgesetzt und hier sitzen wir jetzt. (lacht)


 Jetzt macht alles einen Sinn. Verrate uns noch kurz, was als Kind Dein Berufswunsch war!

Detektiv oder Schauspieler.

Und was macht Dir an Deiner jetzigen Tätigkeit in der Gastronomie am meisten Spaß?

Hier kann ich alle meine Fähigkeiten und meine Leidenschaften perfekt zusammenbringen und einfließen lassen. Das kann ich in keinem anderen Job besser als hier: Ich quatsche gern mit Leuten, kann meine IT-Skills aus dem Studium anwenden, viel experimentieren und mein Wissen aus vielen Bereichen zusammenbringen und einsetzen. Ich liebe es, Prozesse zu optimieren und neue Standards zu setzen. (lacht)

Was war Dein bisher größter Erfolg?

Beruflich tatsächlich die Auszeichnung der Mixology Bar Awards „Neue Bar des Jahres 2019“. Einfach die Anerkennung für unser Jigger & Spoon zu erhalten und den Preis mit dem gesamten Team entgegen zu nehmen, das war schon gut.

Und auf was könntest Du in Deinem Leben nicht verzichten?

Auf mein Handy! Zum einen natürlich geschäftlich, aber auch um privat Kontakt zu halten ist es für mich essentiell.

Warum steht THE DUKE Gin und LION’s Vodka in Deiner Backbar?

Weil ich den Duke schon 2011 in der Bar Bergmann hatte, als einen von zehn Gins. Ein sehr, sehr schönes Produkt, sehr sympathische Jungs und mittlerweile ja auch Mädels (lacht) und ein ehrliches und cooles, regionales Unternehmen, was deshalb absolut unterstützenswert ist.

Verrate uns doch mal Deinen Lieblings-Drink, der für Dich persönlich immer geht!

Champagner! Und Kubanische Landweinschorle. (Anm. d. Red.: Für alle Nicht-Bartender – hier der Perfect Serve: 4 cl Light Cuban Rum, 12,5 cl Soda, Orangenzeste)

Und wofür stehst Du morgens gerne früh auf?

Wenn ich mal wieder irgendwo hinfliege zu einem sogenannten „Brand-Home“. Auch das hat zwar wieder mit dem Job zu tun, aber das liebe ich!

Es ist kein Geheimnis, dass Du sehr viel arbeitest, aber wie sieht ein freier Tag bei Dir aus?

Was ist’n das? (lacht) Morgens werden als erstes WhatsApp, E-Mails und Social Media gecheckt und wenn es dann keinen Shitstorm abzuwenden gilt, kann der Tag losgehen. Je nachdem, was meine Verlobte geplant hat, geht es dann ins Kino um sich den neuesten Disneyfilm anzusehen. Wir beide sind riesen Disneyfans und der nächste Urlaub geht ins Disneyland nach Paris.

Außerdem moderiere ich ja immer noch die Yo-Yo-Welt- bzw. Europameisterschaften und bin dafür immer noch gerne viel unterwegs.


Wenn Du einen Wunsch an die Bar-Community frei hättest, welcher wäre es?

Nehmt Euch bitte nicht zu wichtig! Der Gast sollte im Fokus stehen und sorgt am Ende dafür, dass wir unsere Leidenschaft überhaupt ausleben können. Viele Kollegen nehmen sich generell leider viel zu Ernst. Und bitte sag nie von Dir, dass Du der Beste bist. Arbeite daran der Beste zu sein! Oder wie es ein sehr geschätzter Kollege mal auf den Punkt gebracht hat: “Don’t be a dick!”

Plauder doch bitte noch ein bisschen aus dem Nähkästchen. Was ist Deine verrückteste Gastro-Story?

Ich habe unzählige! Aber 99% davon dürften NIEMALS an die Öffentlichkeit gelangen!

Ich hatte mal eine Gastschicht in einem Swingerclub, wo die Gäste auf meiner Bar kopuliert haben… da musste sich mein innerer Hygiene-Monk sehr zusammenreißen, nicht ständig mit dem Desinfektionsspray den Tresen zu bearbeiten.

Mir hat noch Keiner vor die Theke gekackt, ist aber tatsächlich einem Kollegen von mir in einer stadtbekannten Hotelbar passiert. Aber das bitte auch nicht schreiben, weil sonst kommt noch einer auf die Idee. (Anm. d. Red.: Sorry Eric, aber das konnten wir nicht rauslassen.)

Wenn Du zum Abschluss noch eine Bitte an Deine Gäste hast – jetzt kannst Du sie loswerden.

Bitte akzeptiert es, wenn wir Euch keinen Alkohol mehr ausschenken möchten. Und bitte vergesst die Wörter “bitte” und “danke” nicht. 



Wir sagen auf jeden Fall erstmal herzlich “Danke!” für dieses unterhaltsame und interessante Gespräch! Begleitet wurde das Interview natürlich auch kulinarisch auf höchstem Niveau, denn wir hatten die beiden Signature Drinks von Eric mit THE DUKE Wanderlust Gin und LION’s Vodka vor uns stehen. Was genau sich hinter seinem Drippin’ Beetroot und Lion’s Homemade Gimlet verbirgt, verrät Euch der sympatische Herr Bergmann natürlich auch – hier die Rezepte zum Nachmixen.





Drippin’ Beetroot

1 cl Faude Rote Beete Geist
1 cl Faude Gurkengeist
0,5 cl Rosenwasser
12,5 cl Schweppes Premium Mixer Barrel Ginger Ale
Garnitur: gedörrte Rote Beete Scheibe
→ DETAILS ZUM DRINK


Lion’s Homemade Gimlet

2,5 cl Cordial*
Garnitur: Limettenzeste
→ DETAILS ZUM DRINK


Ein Besuch bei Eric Bergmann im Jigger & Spoon sollte bei Stuttgarter Nachtschwärmern sowieso immer ganz oben auf der To-Do-Liste stehen, aber auch allen anderen Freunden der gepflegten Bar-Kultur sei bei einer Reise nach Stuttgart ein Drink in den ehemaligen Tresorräumen des Hospitalviertels wärmstens empfohlen. Wir kommen auf jeden Fall bald wieder!