Home Bar DIY

Home Bar DIY

Schon viel zu lange sind die Bars coronabedingt geschlossen. Wer also nicht zufällig mit einem Barkeeper zusammenwohnt, ist in den letzten Wochen vermutlich eher nicht an frisch gemixte Drinks gekommen. Denn eine eigene Home Mixing Ausrüstung findet sich in den wenigsten Haushalten. Zusammen mit dem Barkeeper Florian Saxinger stellen wir Euch deshalb Home Bar Alternativen vor, mit denen Ihr leckere Drinks mixen könnt, ohne Euch eine teure Bar Ausstattung zulegen zu müssen. Mit ein paar einfachen Tricks könnt Ihr somit die Zeit, bis die Lieblingsbar endlich wieder öffnet, cocktail-technisch gut überbrücken und müsst nicht auf dem Trockenen sitzen.

Die Auswahl an Bar Equipment ist fast grenzenlos. Shaker, Jigger, Barlöffel, etc. in unterschiedlichsten Ausführungen und Materialien… und Preisen. Will man sich eine eigene Home Bar einrichten, ist schnell ein dreistelliger Betrag aus dem Geldbeutel – ohne Spirituosen versteht sich. Und natürlich hat jeder Barkeeper nochmal seine ganz persönliche Vorliebe, was seine Ausrüstung hinter der Bar betrifft. Und so hat auch der österreichische Mixologe Flo Saxinger allein Barlöffel im Wert eines durchschnittlichen deutschen Monatsgehaltes. Dafür mixt der Cocktail-Virtuose, der inzwischen in der Münchner Barszene zuhause ist, in Nicht-Corona-Zeiten allerdings auch eine Vielzahl komplexer Drinks in Top-Qualität. Um sich die aktuelle Bar-freie Zeit zuhause ein wenig zu verschönern, muss es jedoch nicht der kupferne Shaker sein, um ein oder zwei Drinks am Abend zuzubereiten. Zusammen mit dem Flo, stellen wir Euch deshalb anhand von drei Drink-Klassikern insgesamt sechs Bar Tools vor, die Ihr ganz einfach durch gewöhnliche Küchenutensilien ersetzen könnt.

 

 

Gin Sour

Ersetzte Bar Tools:

  • Jigger
  • Shaker
  • Strainer
  • Barsieb
  • Zestenreißer

 

Ein klassischer Sour besteht aus drei Elementen, meist im Verhältnis 5:3:2 – Spirituose, Säure und Süße. Optional kann man noch Eiweiß dazugeben und den fertigen Drink mit einer Garnitur verschönern. In unserem Fall haben wir uns für einen Gin Sour entschieden, mit THE DUKE Rough Gin, frischem Zitronensaft, Zuckersirup, Eiweiß und einer Zitronenzeste als Garnitur.

Als Bar Tools benötigt man entsprechend

  • einen Jigger zum Abmessen der Mengenverhältnisse
  • einen Shaker um die Zutaten zu vermischen und zu kühlen
  • einen Strainer, der beim Abgießen das Eis im Shaker zurückhält
  • ein Barsieb um die feinen Teile, wie z.B. Fruchtfleisch des Zitronensafts auszusieben
  • einen Zestenreißer um die Schale für die Garnitur vom Rest der Zitrone zu trennen

 

Der Jigger, auch Barmaß genannt, besteht gewöhnlich aus Metall und hat meist Maßangaben in cl (Zentiliter) eingraviert, um schnell und genau Flüssigkeiten abzumessen. Hat man keinen Zeitdruck, weil ein Kunde an der Bar auf seinen Drink wartet, kann man anstelle eines professionellen Jiggers auch einfach ein Stamperl (Shotglas) verwenden. Diese haben oft auch einen Eichstrich aufgedruckt und fassen generell 2-4 cl. Auch ein Eierbecher kann beim Abmessen der richtigen Mengenverhältnisse ein klassisches Barmaß ersetzen.

 

 

Beim Shaker verhält es sich ähnlich wie beim Jigger: geht es um höchste Präzision, Effizienz und ergonomisches Handling, ist ein professioneller Shaker unabdingbar. Muss man nicht jeden Abend hunderte Drinks über den Tresen reichen, kann man auch hier gut improvisieren. Ein größeres Schraubglas funktioniert auch für komplexere Drinks als einen Gin Sour einwandfrei. Es sollte lediglich nicht zu klein, einigermaßen stabil und vor allem dicht sein. Viele Konserven, wie z.B. Sauerkraut-Gläser, größere Marmeladengläser oder auch Weck-Gläser eignen sich hier. Einfach die Zutaten reingeben, Eis dazu, Deckel drauf und shaken.

 

Ein professioneller Strainer passt sich mit seinem flexiblen Spiral-Sieb am unteren Rand perfekt an die Öffnung eines zweiteiligen Shakers an und verhindert, dass grobe Teile, wie Eiswürfel oder gemuddelte Früchte beim Ausgießen mitgeschwemmt werden. Ein dreiteiliger Shaker hat den Strainer in Form eines groben Siebs bereits integriert. Als DIY Variante für den “Marmeladenglas-Shaker” funktioniert beispielsweise der Deckel einer geöffneten Konservendose hervorragend. Einfach mit einem spitzen Gegenstand ein paar Löcher durchstoßen und fertig. Durch die Metall-Lasche, an der man den Dosendeckel beim Öffnen nach oben zieht, kann man den selbstgebauten Strainer perfekt mit einem Finger am Glasrand stabilisieren.

 

Ein Barsieb ist einem klassischen Küchensieb sehr ähnlich. Entsprechend leicht kann man es durch dieses auch in der Home Bar ersetzen. Das professionelle Barsieb läuft nach unten hin spitz zu um ein Verschütten des Drinks zur Seite hin zu verhindern. Somit kann man Drinks nach dem Shaken schnell und präzise vom Shaker ins Glas abseihen (strainen). Hat man es nicht eilig und darf auch ein bisschen was daneben gehen, tut es ein klassisches Küchensieb auch.

Das Ausgießen aus dem Shaker mit einem Strainer und das zusätzliche Abseihen durch ein Sieb bezeichnet man übrigens als “Double-Strain”.

 

Zu guter Letzt garnieren wir den Gin Sour mit einer Zitronenzeste. Ein Zestenreißer hilft hierbei ein gleichmäßiges Stück aus der Schale zu schneiden. Ein klassischer Sparschäler kann hier ebenso gut verwendet werden und mit ein bisschen Fingerspitzengefühl, lässt sich auch mit einem scharfen Küchenmesser eine schöne Garnitur zaubern. Einfach genug Zeit lassen.

Negroni

Ersetzte Bar Tools:

  • Jigger
  • Rührglas
  • Strainer
  • Zestenreißer

 

Ein Negroni besteht in der ursprünglichen Form zu gleichen Teilen aus Gin, rotem Wermut und Campari. Um es traditionell zu halten, haben wir unseren klassischen THE DUKE Munich Dry Gin verwendet. Als neues Bar Tool benötigen wir für den Negroni ein Rührglas, denn der Cocktail-Klassiker wird nicht geshaked, sondern gerührt. Im Rührglas werden die Zutaten vermischt, gekühlt und es entsteht Schmelzwasser, welches den Drink milder macht und ihm gleichzeitig mehr Volumen (Flüssigkeit) gibt. Flo, hat hier einen sehr geschickten Ersatz, der auch gerne bei seiner Arbeit hinter der Bar zum Einsatz kommt: eine einfache Teekanne aus Emaille. Sie hat sogar ein paar Vorteile gegenüber dem Rührglas, denn dieses ist meist aus Glas und kann daher leichter zerbrechen. Auch bleibt beim Ausgießen das Eis in der Kanne zurück, sodass ein Strainer überflüssig ist.

 

Hat man alle Zutaten mit Eis gerührt, gießt man den Negroni in ein Glas mit Eiswürfeln ab. Ob es – wie in einigen Bars inzwischen üblich – ein einzelner großer Eiswürfel oder die handelsüblichen kleineren Eiswürfel sind, macht keinen großen Unterschied. Zum Abschluss noch eine Orangenzeste schneiden, einmal den Glasrand damit abstreifen und als Garnitur ans Glas stecken. Fertig ist der Negroni mit DIY Bar Tools.

Gin & Tonic

Ersetzte Bar Tools:

  • Jigger
  • Barlöffel
  • Zestenreißer

 

Der Drink, den die meisten vermutlich auch mal selbst zu Hause machen ist der Gin & Tonic. Wenn man es nicht allzu genau nimmt, kommt man fast schon ohne Bar Equipment aus. Möchte man es einigermaßen ambitioniert machen, empfiehlt sich ein Jigger, um das richtige Verhältnis aus Gin und Tonic Water zu finden, sowie ein Löffel zum Umrühren. Jigger Alternativen haben wir ja bereits oben erwähnt und anstelle eines Barlöffels, kann z.B. auch ein Glas-Strohhalm oder ein langer, normaler Löffel verwendet werden, wie z.B. ein Latte-Macchiato Löffel.

Also: Gin abmessen (ca. 4-6 cl) und zusammen mit Eiswürfeln in ein Glas geben. Mit Tonic Water aufgießen, umrühren, fertig. Natürlich kann man auch hier noch mit einer Zeste garnieren.

 

Wie Ihr auf den Bildern sehen könnt, muss es nicht immer ein teures Glas sein, in dem ein Drink serviert wird. Mit einer schönen Zeste als Garnitur, macht ein Cocktail auch in einem ganz gewöhnlichen Standard-Glas was her. Denn natürlich trinkt das Auge mit, aber selbstgemacht schmeckt ja bekanntlich sowieso schon mindestens doppelt so gut.

Nicht zuletzt möchten wir uns ganz herzlich bei dem lieben Flo Saxinger bedanken, dass er uns so tatkräftig unterstützt hat. An dieser Stelle möchten wir Euch auch einen Besuch (oder eigentlich ganz viele) in seiner Bar sehr ans Herz legen, sobald sie wieder öffnen darf. Der sympathische Bar-Profi kann nämlich nicht nur hervorragend in der Küche improvisieren, sondern ist ein Vollblut-Mixologe, der mit seinen Rezepten Euren Gaumen auf höchstem Niveau schmeichelt.

Und jetzt ganz viel Freude an Eurer Home Bar und bis hoffentlich bald wieder am Tresen Eurer Lieblingsbar. Cheers!